Michael geht schwimmen: Fazit


Farewell

Es liegen fünf großartige Tage hinter uns, und leider heißt es nun Abschied nehmen. Der erfolgt bei jedem SwimTrek Event mit einem letzten gemeinsamen kurzen Schwimmen.
Da ein Wasserballfeld gleich neben dem Hotel im Wasser liegt, rege ich statt des geplanten letzten Swims durch unsere Bucht ein Wasserballspiel an. Und weil neben mir noch vier weitere ehemalige Wasserballerinnen dabei sind und unser Guides die Idee großartig finden, erfolgt die Zustimmung recht schnell. 11 Swimtreker (9 Frauen, 2 Männer inkl. der beiden Guides) rappeln sich früh auf und sind um 07:30h startklar. Das Spielfeld ist ähnlich groß wie das in unserem Vereinsbad SV Neptun, und ideal für großen Spaß am Abreisetag. Ich spiele im 4er Team mit 3 Frauen gegen ein 6er
Team. Wir schlagen uns wacker, aber Team gelb (mit drei ehemaligen Wasserballerinnen) hindert mich zu oft erfolgreich am Freischwimmen. Wir bringen es dennoch auf einen beachtlichen 3:4 Endstand und geben uns unter großem Gejohle geschlagen. Ein Riesenspaß und ein krönender Abschluss.

Fazit
Was für ein großartiges Event. Fünf Tage lang kann ich mit Gleichgesinnten meiner Leidenschaft dem Schwimen nachgehen. Wie im Flug ist die Zeit vergangen. Vierzig Kilometer im Wasser, umgeben von einer großartigen Landschaft. Es war ganz bestimmt nicht das letzte Event dieser Art für mich.
Die Frage, wie anspruchsvoll das Schwimmen dabei ist, ist schnell beantwortet. Wer in unserer Kull zwei bis drei Kilometer kraulend hinbekommt, der kann sich auf jeden Fall zutrauen, einen SwimTrek zu absolvieren. Es gibt die unterschiedlichsten Angebote, mal mit mehr (7 bis 8), mal mit weniger (4 bis 5) Tageskilometern. Da sollte für geübte Schwimmer immer was dabei sein. Sprecht mich gerne auf mehr Infos und Erfahrungsberichte an. Ich würde mich freuen, wenn der SVN eine Gruppe für einen gemeinsamen SwimTrek zusammen bekäme.

Wichtigste Utensilien – siehe Foto ☺
VIEL Sonnencreme Faktor 50+
GANZ VIEL Vaseline, um Scheuerstellen zu schützen
Schwimmbrille und Anti-Beschlagspray dafür
Badekappe (stellt der Veranstalter) zur Gruppeneinteilung und um in der See gut sichtbar zu sein.

Herzliche Grüße
Michael

autor: Michael Boldt

*alle Links und deren zugehöriger Website liegen nicht in der Verantwortung zum SV Neptun 1897 Krefeld e.V. und sind eine freiwillige unbezahlte „Werbung“

 

Michael geht schwimmen: Tag 5


Endlich ist es soweit. Bojan ist wie immer „thermisch“ bestens vorbreitet und erfüllt uns unseren Traum, Crossing von Insel zu Insel. Dazu fahren wir mit dem Boot wieder die Insel Zlarin entlang, gegenüber deren südöstlicher Spitze die kleine Insel Drevenik liegt. Diese umschwimmen wir an der Südspitze zu einem guten Drittel und gehen dann die 500 Meter Überquerung zur Nachbarinsel Rakitan an. Wegen regen Bootsverkehrs an der Stelle schwimmen wir auf Wunsch der Swim Guides zur Sicherheit mit allen drei Gruppen im Pulk, aber in „gemischter Paarung“ mit je einem schnelleren und einem langsameren Schwimmer, die einander im Auge behalten sollen. Das gestaltet sich anstrengend, da es zum Aufschwimmen und „Stau“ kommt. Ein gleichmäßiges Schwimmen ist so nicht möglich. Trotzdem ist der Thrill besonders, denn unter uns ist nur schwarze, endlos scheinende Tiefe. Ab und zu kommt dann schon der Gedanke an eine plötzlich erscheinende Hai Silhouette auf. Die Füße des vor mir Schwimmenden in meinem Gesicht machen den Kopf schlagartig wieder klar.

Die kurze Strecke ist dann relativ schnell bewältigt, und wir wünschen uns mehr davon.

Wir gehen ein zweites Crossing an, nachdem wir die Südspitze von Rakitan hinter uns gelassen haben. Die 800 Meter zur Südwestspitze von Oblik schwimmen wir jetzt im lockeren Verband, jeder in seinem Tempo. Auch hier kein Hai in Sicht. Dafür aber ein tolles Gefühl, bei spürbarem aber gut zu bewältigendem Seegang erfolgreich das „Island Hopping“ bestanden zu haben.
Dann noch eine erneute Südspitzen Umrundung an der Küste entlang, bis Bojan mit seinem Boot auftaucht und wir nach knapp vier Kilometern sehr zufrieden einsteigen dürfen.

Zum Lunch geht es nach Krapanj, der kleinen Insel mit der höchten Einwohnerdichte Kroatiens. Seit Jahrhunderten ist Krapanj für das Schwammtauchen bekannt. Apnoetaucher lassen sich bis zu 30 Meter tief absinken, um rund fünf Minuten in dieser Tiefe die Schwämme vom Meeresboden abzuernten. Da die Insel an ihrer höchsten Erhebung nur 1,5 Meter misst, wird sie bei weiter steigendem Meeresspiegel eine der ersten sein, die im Ozean versinken wird.

Die Nachmittagsstrecke ist ein knapp fünf Kilometer langer Coastal Swim bei ruhigem Wasser und führt uns von der Ostküste Zlarins, wieder jede Bucht mitnehmend, bis zur äußersten Südspitze. Ich bilde dabei mit Sanne, der schnellsten Frau am Start, ein Team. Wir kraulen nebeneinander im „Parallelslalom“, atmen im gleichen Rhytmus und behalten uns dabei im Auge. Wir sind im Flow und es ist ein tolles Gefühl, die Strecke so zu bewältigen. In den vielen kleinen Buchten liegen zahlreiche Boote, Yachten und kleine Jollen, die es zu umschwimmen gilt. Die Skipper, die uns beobachten, heben netterweise ihre Ankerleinen an, frei nach dem Motto „wir machen den Weg frei“! Einen solchen Schwarm bekommen sie wahrscheinlich selten zu sehen und wundern sich über die verrückte Truppe.

Wir brauchen eine Stunde, um mit dem Boot in die HomeBase zurückzukehren. Zeit, um den letzten wunderbaren Tag nochmal ausgiebig zu genießen und sich die klare Seeluft um die Nase wehen zu lassen. Es bietet sich uns ein toller Fernblick auf das Festlandgebirge. Ein bisschen Wehmut macht sich breit, gleichzeitig sind wir alle erfüllt von den großartigen Erlebnissen der letzten Tage.

Für das gemeinsame Abschiedsdinner werde ausgerechnet ich, der einzige Nicht-Mutterprachler, vom Team gebeten, eine Dankesrede auf Englisch für unsere beiden SwimGuides zu halten. Ich schlage mich wacker und finde offenbar die richtigen Worte. Das ist deshalb nicht schwer, weil beide, Orla und Mark, uns mit ihrer positiven und sympathischen Art sehr ans Herz gewachsen sind. Auch ihnen ist es zu verdanken, das wir alle der Meinung sind: So einen SwimTrek machen wir auf jeden Fall wieder!

Entdeckung des Tages
Vier Tage lange fiebern wir einem Crossing entgegen. Als wir „es“ dann endlich tun, bin ich ein bisschen ernüchtert. Es ist nicht besser, als ein Küstenschwimmen. Nur anders. Der Thrill liegt allein in der Vorstellung der großen Tiefe unter mir. Bei einem Coastal Swim und sanftem Wasser hingegen stellt sich ein Flow Gefühl ein, als ob man Stunden weiterschwimmen könnte.

Tipp des Tages
Richtig Thrill bietet der Film „Die Eistaucherin“. Johanna Nordblad taucht über einhundert Meter unter dem Eis. Ohne Sauerstoff. Eine sehenswerte Doku auf Netflix.
Hier in Kroatien bekommen wir nur den Trailer auf Englisch, in Deutschland kann der Film auf Deutsch abgerufen werden.
https://www.netflix.com/hr-en/title/81082317

 

autor: Michael Boldt

*alle Links und deren zugehöriger Website liegen nicht in der Verantwortung zum SV Neptun 1897 Krefeld e.V. und sind eine freiwillige unbezahlte „Werbung“

Michael geht schwimmen: Tag 4

P

Zum Start an Bord gibt es heute zunächst mal einen Vortrag über Thermik, deren Auswirkung uns auch heute ein Crossing unmöglich macht. Der in dieser Zeit in der Regel wehende Mistral, ist ein thermischer Wind, der aufrund der unterschiedlichen Aufwärmzeiten von Festland und Meer aus nordwestlicher Richtung nach Südwesten über der Adria entstehen kann. In Ausnahmen wie heute, ist es aber eine Bora, das ist ein starker kälterer Fallwind, der uns zu schaffen macht. Die Böen können bis zu 150 Kilometer pro Stunde erreichen, was aber glücklicherweise eher im Winter der Fall ist.

Bojan führt uns also wiedermal in sichere Gefielde mit relativer Windstille Richtung Festland, fünf Kilometer nordwestlich von Tribunj, nördlich von Vodice. 45 Minuten sind wir mit dem Boot unterwegs. Dann setzt er uns aus und wir kraulen jede Bucht in Küstennähe mitnehmend vier Kilometer Richtung Süden. Es ist eine herrliche Strecke mit glasklarem Blick auf die Unterwasserlandschaft. Größeres oder gar bedrohlich wirkendes Getier haben wir bislang nirgends gesichtet, nur unscheinbare Fischlein in kleinen Schwärmen wuseln manchmal um uns herum. Crossing-Gefühl für enorme Tiefe unter uns kommt auf, als wir die große Bucht von Sovlje an deren weit auseinanderliegenden Ausläufern von Spitze zu Spitze durchqueren.

Lunchbrake machen wir heute in Tribunj, nördlich von Vodice. Ich nutze die Gelegenheit für einen Spaziergang zur Festung, die 184 Meter über dem Städtchen auf einem Hügel thront. Von dort gibt es eine wunderschöne Aussicht über den Archipel – siehe Fotos. Zurück im Ort gönne ich mir noch ein Eis – laut Bojan das Beste, was es in Kroatien zu bekommen gibt.

Der Weg zu unserem Nachmittags-Swim führt uns an Fingerprint Island vorbei. Der Name des lustigen Inselchens (0,14 km2) mit sage und schreibe 22 Kilometern Mauern erschließt sich mit einem Blick von oben: https://tinyurl.com/FingerprintIsland.
Es sieht aus, wie ein Fingerabdruck.

Die Überfahrt zur unbewohnten Insel Zmajan ist bei hohem Wellengang ziemlich ruppig, die Sonne versteckt sich hinter dicken Wolken und es kommt der ein oder andere Wetsuit zum Einsatz. Wir erreichen die windabgewandte Seite der Insel und auf einen Schlag ist alles wieder ruhig. Nach der wackeligen Fahrt sind wir froh, wieder ins Wasser zu können. Und hier eröffnet sich der bislang beste Blick in die Tiefe. Es ist, als flögen wir über Canyons, die zerklüftete Topographie unter uns ist beeindruckend. Ich lege ein paar Achterzüge ein, um möglichst lang den Blick halten zu können. Das bringt mich schnell an die Grenze, Dreier- bzw. Zweierzüge müssen es auch tun ☺.

Neben mir „schwebt“ Sanne, exzellente Schwimmerin aus Neuseeland dahin. Wir bilden ein gutes Team im Wasser, lassen uns nach unseren schnelleren Abschnitten auch immer wieder zurückfallen, um bei der Gruppe zu bleiben. Der Teamspirit ist Teil des Gesamterlebnisses. Überhaupt ist es bemerkenswert, wie hier junge und ältere Teilnehmende, schnelle und langsame, kräftige und dünne, große und kleine Schwimmer gleichermaßen die insgesamt acht Kilometer pro Tag bewältigen. Wir achten auch alle aufeinander und es kommen alle auf ihre Kosten.

Wir schwimmen bis zum Südwestzipfel von Zmajan, wo uns Bojan wieder aufnimmt und zur HomeBase zurückschippert.

Entdeckung des Tages:
Skipper Bojan: Schon sein Jura-Studium finanzierte er sich als Bootsführer, arbeitete als Praktikant in einer Kanzlei. Er rechnete sich aus, dass er bis zum Studienabschluss und als Jurist nicht wesentlich mehr verdienen würde, als wenn er sofort professioneller Skipper würde. Und mehr Freude würde es allemal bringen. Gedacht, getan! So verdient er sein Geld von April bis Oktober mit SwimTrek.

Tipp des Tages
Nicht ausgestiegen, sondern geflohen sind die beiden Schwestern Yusra und Sarah Mardini aus Syrien. Ein Spielfilm zeigt beider Weg in die Freiheit bis hin zu Olympia. Hier geht es zum Trailer, der Film läuft auf Netflix:

https://tinyurl.com/DieSchwimmerinnen

autor: Michael Boldt

*alle Links und deren zugehöriger Website liegen nicht in der Verantwortung zum SV Neptun 1897 Krefeld e.V. und sind eine freiwillige unbezahlte „Werbung“