








Endlich ist es soweit. Bojan ist wie immer „thermisch“ bestens vorbreitet und erfüllt uns unseren Traum, Crossing von Insel zu Insel. Dazu fahren wir mit dem Boot wieder die Insel Zlarin entlang, gegenüber deren südöstlicher Spitze die kleine Insel Drevenik liegt. Diese umschwimmen wir an der Südspitze zu einem guten Drittel und gehen dann die 500 Meter Überquerung zur Nachbarinsel Rakitan an. Wegen regen Bootsverkehrs an der Stelle schwimmen wir auf Wunsch der Swim Guides zur Sicherheit mit allen drei Gruppen im Pulk, aber in „gemischter Paarung“ mit je einem schnelleren und einem langsameren Schwimmer, die einander im Auge behalten sollen. Das gestaltet sich anstrengend, da es zum Aufschwimmen und „Stau“ kommt. Ein gleichmäßiges Schwimmen ist so nicht möglich. Trotzdem ist der Thrill besonders, denn unter uns ist nur schwarze, endlos scheinende Tiefe. Ab und zu kommt dann schon der Gedanke an eine plötzlich erscheinende Hai Silhouette auf. Die Füße des vor mir Schwimmenden in meinem Gesicht machen den Kopf schlagartig wieder klar.
Die kurze Strecke ist dann relativ schnell bewältigt, und wir wünschen uns mehr davon.
Wir gehen ein zweites Crossing an, nachdem wir die Südspitze von Rakitan hinter uns gelassen haben. Die 800 Meter zur Südwestspitze von Oblik schwimmen wir jetzt im lockeren Verband, jeder in seinem Tempo. Auch hier kein Hai in Sicht. Dafür aber ein tolles Gefühl, bei spürbarem aber gut zu bewältigendem Seegang erfolgreich das „Island Hopping“ bestanden zu haben.
Dann noch eine erneute Südspitzen Umrundung an der Küste entlang, bis Bojan mit seinem Boot auftaucht und wir nach knapp vier Kilometern sehr zufrieden einsteigen dürfen.
Zum Lunch geht es nach Krapanj, der kleinen Insel mit der höchten Einwohnerdichte Kroatiens. Seit Jahrhunderten ist Krapanj für das Schwammtauchen bekannt. Apnoetaucher lassen sich bis zu 30 Meter tief absinken, um rund fünf Minuten in dieser Tiefe die Schwämme vom Meeresboden abzuernten. Da die Insel an ihrer höchsten Erhebung nur 1,5 Meter misst, wird sie bei weiter steigendem Meeresspiegel eine der ersten sein, die im Ozean versinken wird.
Die Nachmittagsstrecke ist ein knapp fünf Kilometer langer Coastal Swim bei ruhigem Wasser und führt uns von der Ostküste Zlarins, wieder jede Bucht mitnehmend, bis zur äußersten Südspitze. Ich bilde dabei mit Sanne, der schnellsten Frau am Start, ein Team. Wir kraulen nebeneinander im „Parallelslalom“, atmen im gleichen Rhytmus und behalten uns dabei im Auge. Wir sind im Flow und es ist ein tolles Gefühl, die Strecke so zu bewältigen. In den vielen kleinen Buchten liegen zahlreiche Boote, Yachten und kleine Jollen, die es zu umschwimmen gilt. Die Skipper, die uns beobachten, heben netterweise ihre Ankerleinen an, frei nach dem Motto „wir machen den Weg frei“! Einen solchen Schwarm bekommen sie wahrscheinlich selten zu sehen und wundern sich über die verrückte Truppe.
Wir brauchen eine Stunde, um mit dem Boot in die HomeBase zurückzukehren. Zeit, um den letzten wunderbaren Tag nochmal ausgiebig zu genießen und sich die klare Seeluft um die Nase wehen zu lassen. Es bietet sich uns ein toller Fernblick auf das Festlandgebirge. Ein bisschen Wehmut macht sich breit, gleichzeitig sind wir alle erfüllt von den großartigen Erlebnissen der letzten Tage.
Für das gemeinsame Abschiedsdinner werde ausgerechnet ich, der einzige Nicht-Mutterprachler, vom Team gebeten, eine Dankesrede auf Englisch für unsere beiden SwimGuides zu halten. Ich schlage mich wacker und finde offenbar die richtigen Worte. Das ist deshalb nicht schwer, weil beide, Orla und Mark, uns mit ihrer positiven und sympathischen Art sehr ans Herz gewachsen sind. Auch ihnen ist es zu verdanken, das wir alle der Meinung sind: So einen SwimTrek machen wir auf jeden Fall wieder!
Entdeckung des Tages
Vier Tage lange fiebern wir einem Crossing entgegen. Als wir „es“ dann endlich tun, bin ich ein bisschen ernüchtert. Es ist nicht besser, als ein Küstenschwimmen. Nur anders. Der Thrill liegt allein in der Vorstellung der großen Tiefe unter mir. Bei einem Coastal Swim und sanftem Wasser hingegen stellt sich ein Flow Gefühl ein, als ob man Stunden weiterschwimmen könnte.
Tipp des Tages
Richtig Thrill bietet der Film „Die Eistaucherin“. Johanna Nordblad taucht über einhundert Meter unter dem Eis. Ohne Sauerstoff. Eine sehenswerte Doku auf Netflix.
Hier in Kroatien bekommen wir nur den Trailer auf Englisch, in Deutschland kann der Film auf Deutsch abgerufen werden.
https://www.netflix.com/hr-en/title/81082317
autor: Michael Boldt
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