Zum Start an Bord gibt es heute zunächst mal einen Vortrag über Thermik, deren Auswirkung uns auch heute ein Crossing unmöglich macht. Der in dieser Zeit in der Regel wehende Mistral, ist ein thermischer Wind, der aufrund der unterschiedlichen Aufwärmzeiten von Festland und Meer aus nordwestlicher Richtung nach Südwesten über der Adria entstehen kann. In Ausnahmen wie heute, ist es aber eine Bora, das ist ein starker kälterer Fallwind, der uns zu schaffen macht. Die Böen können bis zu 150 Kilometer pro Stunde erreichen, was aber glücklicherweise eher im Winter der Fall ist.
Bojan führt uns also wiedermal in sichere Gefielde mit relativer Windstille Richtung Festland, fünf Kilometer nordwestlich von Tribunj, nördlich von Vodice. 45 Minuten sind wir mit dem Boot unterwegs. Dann setzt er uns aus und wir kraulen jede Bucht in Küstennähe mitnehmend vier Kilometer Richtung Süden. Es ist eine herrliche Strecke mit glasklarem Blick auf die Unterwasserlandschaft. Größeres oder gar bedrohlich wirkendes Getier haben wir bislang nirgends gesichtet, nur unscheinbare Fischlein in kleinen Schwärmen wuseln manchmal um uns herum. Crossing-Gefühl für enorme Tiefe unter uns kommt auf, als wir die große Bucht von Sovlje an deren weit auseinanderliegenden Ausläufern von Spitze zu Spitze durchqueren.
Lunchbrake machen wir heute in Tribunj, nördlich von Vodice. Ich nutze die Gelegenheit für einen Spaziergang zur Festung, die 184 Meter über dem Städtchen auf einem Hügel thront. Von dort gibt es eine wunderschöne Aussicht über den Archipel – siehe Fotos. Zurück im Ort gönne ich mir noch ein Eis – laut Bojan das Beste, was es in Kroatien zu bekommen gibt.
Der Weg zu unserem Nachmittags-Swim führt uns an Fingerprint Island vorbei. Der Name des lustigen Inselchens (0,14 km2) mit sage und schreibe 22 Kilometern Mauern erschließt sich mit einem Blick von oben: https://tinyurl.com/FingerprintIsland.
Es sieht aus, wie ein Fingerabdruck.
Die Überfahrt zur unbewohnten Insel Zmajan ist bei hohem Wellengang ziemlich ruppig, die Sonne versteckt sich hinter dicken Wolken und es kommt der ein oder andere Wetsuit zum Einsatz. Wir erreichen die windabgewandte Seite der Insel und auf einen Schlag ist alles wieder ruhig. Nach der wackeligen Fahrt sind wir froh, wieder ins Wasser zu können. Und hier eröffnet sich der bislang beste Blick in die Tiefe. Es ist, als flögen wir über Canyons, die zerklüftete Topographie unter uns ist beeindruckend. Ich lege ein paar Achterzüge ein, um möglichst lang den Blick halten zu können. Das bringt mich schnell an die Grenze, Dreier- bzw. Zweierzüge müssen es auch tun ☺.
Neben mir „schwebt“ Sanne, exzellente Schwimmerin aus Neuseeland dahin. Wir bilden ein gutes Team im Wasser, lassen uns nach unseren schnelleren Abschnitten auch immer wieder zurückfallen, um bei der Gruppe zu bleiben. Der Teamspirit ist Teil des Gesamterlebnisses. Überhaupt ist es bemerkenswert, wie hier junge und ältere Teilnehmende, schnelle und langsame, kräftige und dünne, große und kleine Schwimmer gleichermaßen die insgesamt acht Kilometer pro Tag bewältigen. Wir achten auch alle aufeinander und es kommen alle auf ihre Kosten.
Wir schwimmen bis zum Südwestzipfel von Zmajan, wo uns Bojan wieder aufnimmt und zur HomeBase zurückschippert.
Entdeckung des Tages:
Skipper Bojan: Schon sein Jura-Studium finanzierte er sich als Bootsführer, arbeitete als Praktikant in einer Kanzlei. Er rechnete sich aus, dass er bis zum Studienabschluss und als Jurist nicht wesentlich mehr verdienen würde, als wenn er sofort professioneller Skipper würde. Und mehr Freude würde es allemal bringen. Gedacht, getan! So verdient er sein Geld von April bis Oktober mit SwimTrek.
Tipp des Tages
Nicht ausgestiegen, sondern geflohen sind die beiden Schwestern Yusra und Sarah Mardini aus Syrien. Ein Spielfilm zeigt beider Weg in die Freiheit bis hin zu Olympia. Hier geht es zum Trailer, der Film läuft auf Netflix:
https://tinyurl.com/DieSchwimmerinnen
autor: Michael Boldt
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